Sehr smart, diese Homes …

Große Veränderungen stehen ins Haus. Der Trend zur totalen Vernetzung macht auch vor unseren Wohnungen nicht halt. Bequem vom Sofa aus steuert man Backofen, Geschirrspüler, Kaffeemaschine – per Smartphone oder Tablet. Mehr noch: Verschiedene Systeme haben eine Liaison, sind untrennbar miteinander verbunden. Komfort, Energieeinsparung, Sicherheit – das sind die Vorteile eines Smart Homes. Selbst zur Gesundheitsüberwachung taugt’s. Auch Mietwohnungen können übrigens zum intelligent vernetzten Heim werden. Denn längst gibt es kostengünstige Angebote. Von Kirsten Lehmkuhl.

Heizung, Sonnendach, Kaffeemaschine steuert man bequem vom Sofa mit Smartphone oder Tablet. Die Vernetzung macht auch vor unseren Häusern nicht halt. Und auch zur Energieeinsparung und Gesundheitsüberwachung taugen sie – die Smart Homes. Von Kirsten Lehmkuhl

Zuhause gilt die Devise „Hauptsache vernetzt“. Waschmaschine, Heizung, Klima- und Stereoanlage, Türen, Fenster, Rollos, Licht  – alles wird ferngesteuert. Via Internet, über Apps per Smartphones oder Tablets. Die Beleuchtung ändert sich automatisch mit der Tageszeit. Die Rollläden schließen nach Sonnenuntergang. Die Heizung bringt die Räume kurz vor Feierabend auf wohlige Temperatur. Garagentore und Haustüren reagieren nach Sesam-Öffne-Dich-Manier. Selbst  Waschmaschine, Geschirrspüler und Backofen lassen sich von der Couch aus steuern. Und natürlich hat die Kaffeemaschine jetzt ihre eigene App für die Bestellung direkt vom Bett sozusagen. Mit ein paar Fingertipps lassen sich Sorte und Füllmenge wählen – und die liebste Kaffeespezialität speichern.

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Smart Homes stehen in Europa vor dem Durchbruch

Der Markt der „vernetzten Häuser“ steht in Europa vor dem Durchbruch. Nach einer Prognose des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte wird der Markt für Smart Homes in Europa bis zum Jahr 2017 auf über 4,1 Milliarden Euro wachsen. Das entspricht einem jährlichen Anstieg von mehr als 20 Prozent. Und: Bis 2020 werden voraussichtlich allein in Deutschland in einer Million Haushalte intelligente und vernetzte Sensoren und Geräte eingesetzt. Damit würde sich die Anzahl der Smart Homes innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifachen. Dabei sollten Smart-Home-Lösungen künftig nicht mehr nur auf das Luxus- und Premiumsegment beschränkt sein, sondern schrittweise den Volumenmarkt erobern. Will heißen: für jeden erschwinglich sein.

Selbst Mietwohnungen werden ohne viel Aufwand smart

Was nicht unwahrscheinlich ist, denn schon heute kann fast jedes Zuhause auch mit einem geringeren Budget smarter gemacht werden. Das liegt daran, dass eine aufwändige, kostenträchtige, feste Verkabelung längst nicht immer notwendig ist. Vielmehr geht es meist um Nachrüstungen mit drahtlosen Übertragungstechniken, bei denen es noch nicht einmal eine Rolle spielt, ob es sich um Eigentum oder eine Mietwohnung handelt. Beim Umzug lassen sich solche Systeme einfach wieder entfernen – und mitnehmen. Zudem legen viele Hersteller großen Wert darauf, dass diese ohne großes technisches Vorwissen installiert werden können. Einsteigerpakete, die sich später problemlos erweitern lassen, sind bereits erhältlich. Ein bisschen Smart Home ist eben schon auch Smart Home.

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Innovationen im Wochentakt

Da ist richtig etwas in Bewegung gekommen. Tobias Arns, Bereichsleiter Social Media & E-Commerce bei Bitkom, sagt: „Der Smart-Home-Markt ist kein Nischenmarkt mehr. Viele namhafte Hersteller aus unterschiedlichen Branchen wie der Consumer Electronic, der IT, der Hausgeräteherstellung oder der Elektroinstallationstechnik, dazu zahlreiche Start-ups, drängen auf diesen Markt und bringen nahezu im Wochentakt Innovationen auf den Markt.“ Da trifft es sich gut, dass auch die Übertragungssysteme vereinheitlicht werden sollen und kompatibel sind. Und nicht der eine auf Bluetooth, der nächste auf WLAN und wieder ein anderer auf die Stromleitung als Übertragungsweg setzt.

Sonnensensoren „bedienen“ die Markise

Alles zu viel Technik? Viele haben schon jetzt Dimmer, Rauchmelder oder Funksteckdosen im Haus oder steuern vielleicht die Musikanlage via App. Das Neue nun ist, dass die Geräte über eine Zentrale miteinander verbunden sind: Innovation durch Vernetzung. Was viele Vorteile auf sich vereint. Stellen wir uns vor, es ist ein richtig heißer Tag. Man muss aber an rein gar nichts denken. Dank Sonnen- und Wärmesensoren fährt die Markise aus, um schattige Plätzchen zu schaffen. In den Innenräumen beginnt leise die Klimaanlage zu surren. Und der Rasensprenger setzt sich automatisch in Gang. Fenster und Heizung könnte man natürlich auch verquicken. Das bedeutet: Öffnet man zum Beispiel im Winter die Fenster, wird sofort die Heizung gedrosselt.

Smart Home Device - Home Control

Den aktuellen Stromkonsum aufs Handy

Hinzu kommt, dass Smart Homes umweltbewussten Menschen entgegenkommen, für die Energieeffizienz und Stromsparen keine leeren Worte sind. Via Handy & Co. informiert man sich in sekundenschnelle über den aktuellen Stromkonsum – und bekommt bei der Gelegenheit gleich noch mitgeteilt, wie hoch bis jetzt der gesamte Jahresverbrauch war. Energiefressern, die zuviel verbrauchen, rückt man entschlossen zu Leibe. Und: Beim Verlassen des Hauses schaltet man alle gewünschten Geräte schön bequem mit einem kleinen Fingertouch aus.

Für Single-Haushalte keine schlechte Idee

Smart-Home-Lösungen werden daher auch für die steigende Zahl von Single-Haushalten interessant, die die Nachfrage nach Überwachungs- und Ferndiagnostik-Systemen steigen lassen werden. Und da die Gesellschaft immer älter wird, bieten solche Installationen auch für Senioren in Bezug auf Pflege und Gesundheit neue Ansätze. Vermitteln sie doch ein Gefühl von Sicherheit in dem Sinne, dass sie sich zur medizinischen Überwachung eignen. Das reicht von automatisierten Hausnotrufsystemen über die Übertragung von Herzschlag und Pulsfrequenz in medizinische Zentren bis in den Bereich Ferndiagnostik. Das könnte gerade für ältere Menschen bedeuten, dass sie unter Umständen länger ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen können.

Tablet mit Interface und Smarthome

Bleibt noch das Thema Entertainment

Das Fernsehen, wie wir es heute kennen, gehört so gut wie der Vergangenheit an. Das Zauberwort ist Streaming. Dabei werden digitale Inhalte über ein Netzwerk ohne Ladezeiten übertragen und wiedergegeben. Anders als beim Download wird keine dauerhafte Kopie angelegt. Man könnte es auch so ausdrücken: Die Daten werden nicht aus dem Netz auf eine Festplatte heruntergeladen, sondern direkt aus dem World Wide Web abgespielt und unmittelbar nach der Nutzung wieder verworfen. Man kann allerdings nur dann vernünftig streamen, wenn man eine wirklich schnelle, stabile Internetverbindung hat. Auch die Auswirkungen auf die gesamte Musikbranche sind evident. Musik-Download ist ein Auslaufmodell. Von CDs und anderen Tonträgern spricht kaum noch jemand. Vielmehr gehört den digitalen Musik-Abonnements die Zukunft. Nach Einschätzung von Deloitte dürfte die Musikindustrie im Jahr 2020 bereits jeden zweiten Euro über Streaming-Angebote erwirtschaften.

Wearables sind im Trend

Nach Smartphones, Tablets, Laptops beginnt eine neue Gattung von Geräten, den Markt zu erobern: Wearables! Miniatur-Computer also, die direkt am Körper befestigt oder getragen werden. Das können vollkommen neue Produkte wie Smart Glasses sein, die das direkte Einblenden von Informationen in das Sichtfeld des Nutzers ermöglichen, die sogar über Kopfhörer, Mikro und eine Kamera für hochaufgelöste Fotos verfügen. Oder Fitness-Armbänder, die zum Beispiel Blutdruck und Puls messen. Und natürlich Smartwatches, Computeruhren. Sie alle werden auch im Smart Home gute Dienste leisten.

Kreidetafel mit Smarthome und Sensoren

Und die Kehrseite der Medaille?

Was geschieht, wenn sensible Daten in falsche Hände geraten? Sie von Kriminellen genutzt werden? Die dann selbst aus der Ferne vorhersagen können, wann jemand zuhause sein wird und wann nicht? Die Hersteller beteuern, dass alle Systeme verschlüsselt und vor fremdem Zugriff geschützt sind. Tobias Arns, Bereichsleiter Social Media & E-Commerce beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) e.V., betont: „Hier sind in der Tat die Hersteller in der Verantwortung, in ihren Smart-Home-Produkten zu jedem Zeitpunkt gängige Standards der Datensicherheit wie beispielsweise die Punkt-zu-Punkt-Verschlüsselung beim Datentransfer umzusetzen. Ebenso aber sind die Kunden in der Verantwortung, die angebotenen Sicherheits-Features auch zu nutzen. Eine voreingestellte Verschlüsselung meines Heimnetzwerks bringt nichts, wenn ich sie aus Bequemlichkeit ausschalte. Prinzipiell gilt aber, dass ein Smart Home aufgrund der zur Verfügung stehenden Sensoren und der intelligenten Steuerung beispielsweise von Fenstern und Rollläden sicherer ist als ein nicht-smartes Zuhause.“

Fotos: digitalstrom (2), Fotolia (3)

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