So manch‘ Mallorca-Besucher denkt, so gut wie alles über die Mittelmeerinsel zu wissen. Dabei gibt es zahlreiche ungewöhnliche Fakten, von denen die meisten noch nie gehört haben. Aha-Erlebnisse inklusive.
• Bizarre Unterwelten
Mallorcas Untergrund gleicht einem löchrigen Käse. Rund 5.000 Tropfsteinhöhlen haben Spezialisten bis jetzt in dem Muschelkalk unter der Insel kartografiert. Wahrscheinlich sind es noch deutlich mehr. Doch bereits damit ist die Insel Spitzenreiter in Europa: Nirgendwo sonst existieren mehr derartige Systeme pro Quadratkilometer. Noch ein Rekord gefällig? In der zweittiefsten Höhle des Baleareneilands, der 317 Meter tiefen Cova de Sa Campana, befindet sich die größte bekannte unterirdische Halle des Kontinents: die Sala de la Gracia, auch Sala de Gegants, genannt. Der Riesensaal bringt es auf 14.500 Quadratmeter.
• Die Kathedrale, das Gefängnis, die Zeichnungen
Palmas Kathedrale kennt jeder. Doch sie wartet mit Ungewöhnlichem auf. Nicht nur, dass stets am 2.2. und 11.11. ein Lichtspektakel der besonderen Art stattfindet. Wenn sich nämlich die Rosette der Ostfassade unter der kleineren Rosette im Westen spiegelt – und eine magisch leuchtende Acht entsteht.
Besucher können dem Gotteshaus auch aufs Dach steigen und durchlaufen dabei Räume, in denen einst Gefangene ihr Dasein fristeten. Der Grund, den viele nicht kennen: Den gotischen Prachtbau nutzte man einst auch als Gefängnis. Zeichnungen der Unglücksseligen sind dort bis heute erhalten.
• Kein einziger Fluss, kein einziger natürlicher See
Süßgewässer auf Mallorca? Es gibt keinen natürlichen See, keinen Fluss. So sind nur die – meiste Zeit des Jahres ausgetrockneten – Sturzbäche, torrentes genannt, auszumachen, die ausschließlich bei extremen Niederschlägen Wasser führen. Und dann sind da noch die künstlich angelegten Stauseen Gorg Blau und Cúber im Tramuntanagebirge, die Regenwasser sammeln und so – neben den Wasserentsalzungsanlagen und dem Grundwasser – zur Trinkwasserversorgung der Insel betragen.
Aber: Es existieren verschiedene Quellen. Wo sie aus der Erde traten, errichteten die Araber während ihrer Herrschaft auf Mallorca vom 10. bis 13. Jahrhundert ihre Landgüter. Bis heute erhalten und öffentlich zugänglich ist z.B. La Granja bei Esporles – mit einem prächtigen, neun Meter hohen Wasserfall.
• Unter Geiern
Dieses Tier haben selbst naturbegeisterte Wanderer in den allermeisten Fällen noch nie gesehen: Mallorcas Geburtshelferkröte, einen endemischen, winzigen Froschlurch. Bis Anfang der 1980er Jahre nahmen Experten sogar an, er sei längst ausgestorben. Doch dann entdeckten Biologen den ferreret wieder, eine grünlich-goldene Amphibie mit dunklen Flecken, großen Augen und eine Körpergröße von maximal 3,8 Zentimetern. Sie lebt versteckt im Tramuntana-Gebirge im Westen der Insel. Die Tramuntane ist Unesco-Welterbe seit 2011. Dort kreist über den Köpfen der Besucher majestätisch mitunter auch ein riesiger Vogel: ein Mönchsgeier. Mit einer Flügelspannweite von bis zu knapp drei Metern gilt er als einer der größten Vögel Europas.
• Das Naturwunder von Ufanes
Das große Sprudeln im Steineichenwald: Jedes Jahr stöhnt Mallorca unter Wassermangel. Doch nach heftigen Regenfällen ist ein balearenweit einzigartiges Phänomen zu beobachten. Dann entspringen mehrere Wasserfontänen gleichzeitig aus dem Boden und bahnen sich gurgelnd als Wildbach ihren Weg durch den Steineichenwald: die Fonts Ufanes auf dem Gebiet der Finca Gabellí Petit in der Gemeinde Campanet. Ein eigentümliches Schauspiel oder anders gesagt: ein hydro-geologisches Phänomen. Ursache: Die Grundwasser führenden Schichten können die Niederschlagsmenge bei starkem Regen nicht mehr aufnehmen, sie sprudeln kurzerhand über.
• Die etwas eigene „Unterschrift“ der Steinmetze
Die meisten bemerken sie gar nicht, wenn sie die beeindruckende Barockfassade des ehrwürdigen Rathauses im Zentrum Palmas an der Plaça Cort bestaunen. Dabei bietet sie eine Kuriosität. Denn an der kunstvoll verzierten Front haben auch die Steinmetze, die die Fassade gestaltet haben, ihre Zeichen hinterlassen. Wer genau hinschaut, erkennt neben den Portalen eine kleine Schnecke und einen Mini-Drachen: Einer der Bildhauer hieß nämlich Jaume Bover („Bover“ ist der Name eine Schneckenart), der andere Francesc Dragó (Drache, Eidechse).
• Ureigenes Flächenmaß
Typisch Mallorca: Die Insel hat ihre ganz eigenen Maßstäbe. Quadratkilometer? Hektar? Nicht immer. Die Einheimischen haben ihr spezielles Flächenmaß, das nur Insider kennen: die Cuarterada. Und das sind genau 7.103 Quadratmeter.
• Sand vom Strand
Prof. Jaume Servera, Geograf an der Universität der Balearen, hat es herausgefunden: Jeder Playa-Besucher nimmt an Handtuch, Badelatschen, Bikini & Co. jedes Mal 30 Gramm Sand vom Strand mit. Klingt wenig, summiert sich aber: Denn dadurch verliert zum Beispiel der Traumstrand Es Trenc im Süden der Insel in nur drei Monaten der Hochsaison 19 Tonnen der feinen Körner.
• Flocken gucken als Familien-Event
Apropos Wetterereignis: In kühlen Wintern schneit es auch auf Mallorca. Dann hält es die Mallorquiner nicht mehr Zuhause. Vielmehr pilgern sie mit Kind und Kegel in die Tramuntana-Berge, deren höchster Berg, Puig Major, 1.445 Meter in die Höhe ragt. Besonderer Brauch: Bevor sie die Rückfahrt antreten, errichten die Schneegucker auf ihrer Motorhaube als Kühlerfigur und Trophäe einen kleinen Schneemann. Den armen Kerl allerdings trägt nach und nach der Fahrtwind auf und davon …
• Schwarze Madonna
Sie ist eine große Seltenheit: die sagenumwobene dunkelhäutige Marienfigur im bedeutendsten Kloster der Insel, in Lluc. Schließlich ist sie eine von nur fünf Schwarzen Madonnen in Spaniens.
• Hausmittel gehen Hunde
Warum bloß stehen so viele gefüllte, transparente Wasserflaschen vor vielen Häusern der Insel? Vornehmlich an den Ecken der Gebäude? Das ist die mallorquinische Art, Hunde davon abzuhalten, ihr Bein an immer genau diesen Stellen zu heben. Schließlich hinterlässt das unansehnliche Flecken und unangenehme Gerüche an der Hauswand. Warum der Trick mit der Wasserflasche: Die Tiere verrichten offenbar ungern ihr Geschäft gegen eine Flüssigkeit.
• Capri? Nein, Cabrera!
Wer die Blaue Grotte sehen will, fährt nach – Cabrera. Dort entdeckt man sie auf dem gleichnamigen Archipel südlich von Mallorca. Und: Cabrera, die Ziegeninsel, die umliegenden Inseln sowie das umgebende Meer bilden seit 2019 den größten Land- und Meeres-Nationalpark ganz Spaniens. Er bringt es auf eine Größe von über 90.000 Hektar. Das Schutzgebiet ist Heimat vieler Tier- und Pflanzenspezies, darunter verschiedene Walarten, bedeutende Korallenbänke und große, ökologisch äußerst wertvolle Seegraswiesen. Sie sind die Kinderstube viele Fischarten.