Mallorca: Viel heiße Luft!

Ballonfahren auf Mallorca

Vom 22. bis 27. Oktober 2019 ist Mallorca der Hotspot für alle Ballon-Fahrer. Denn dann findet auf der balearischen Ferieninsel die Europameisterschaft im Ballonfahren statt. Bei den XXI. FAI Europeans Hot Air Balloon Championship 2019 heben die Besten der Besten in Manacor ab. 95 Ballone werden dann in die Luft gehen.

Es wird auch ein Medien-Event sein. Denn mehrere internationale TV-Sender werden vor Ort sein und über die Meisterschaft berichten. Auf der Webseite von Mallorca Balloons (mallorcaballoons.com) können Interessierte das Geschehen auch per Liveticker verfolgen. Wer Lust hat, geht gleich mit in die Luft, um das Spektakel von oben zu beobachten. Die Fahrt kostet dann bei diesem Anlass pro Person 240 Euro.

MallorcaHEUTE-Redaktionsleiterin Kirsten Lehmkuhl hat schon mal eine Fahrt im Ballon vorab getestet und ist über Mallorca hinweg geschwebt. Und am Ende wurde sie auch noch stilecht getauft:  mit Sekt. Ihre überraschende Erkenntnis: Viel heiße Luft zu produzieren, kann richtig schön sein!

Das Versuchskaninchen ist ein schwarzer Mini-Ballon. Er ist es, der an diesem Morgen als allererster in den Mallorca-Himmel steigt. Helium hat er in seinem runden Bauch, wie seine Verwandten auf den Jahrmärkten. Doch statt Kinderaugen zum Glänzen zu bringen, ist unser kleiner Schwarzer in anderer Mission unterwegs: Er soll Auskunft über Windstärke und Windrichtung geben. „Schließlich wollen wir nicht nur auf der Insel starten, wir wollen auch wieder auf der Insel landen“, sagt Ballonfahrer Carlos und lacht.

Wer mit einem solchen „Luftschiff“ über die Insel fahren will, muss früh aufstehen. Der Thermik wegen. Hat die Sonne erst einmal die Erdoberfläche erwärmt, steigt warme Luft auf, der Ballon ist schwieriger zu steuern. Zudem kommt mittags stets eine Brise auf, Mallorcas berühmter Levante-Wind. Deshalb startet man zeitig. Oder in den Abendstunden.

Ballonfahren auf Mallorca

Ganz schön aufgeblasen 

Vorsichtig wird die Ballonhülle auf dem Gelände von Mallorca Balloons bei Manacor ausgebreitet. Erstaunlich, was da zusammenkommt: Meter um Meter wird sie auf dem Boden entrollt, dann mittels Windmaschinen aufgeblasen, Brenner erwärmen bereits langsam die Luft, auf dass sich die Hülle aufrichtet.

„Fertig zum Einsteigen?“, fragt Carlos. Dann husch ins Körbchen. Also klettert eine bunt zusammen gewürfelte Schar aus Deutschland, Spanien, Frankreich und den Niederlanden in das Weidegeflecht, zwölf an der Zahl. Kleine Aussparungen in der Korbwand fungieren als Trittleiter. Von allen hatte Carlos zuvor das Gewicht erfragt, jetzt werden wir in vier Abteile „gleichmäßig verteilt“. Carlos selbst steht unter den Gas-Brennern der neuesten Generation. Sie sind es, die für reichlich heiße Luft sorgen werden. „Eine Jacke braucht ihr nicht“, prophezeit er, als einige ihre Joppen aus dem Rucksack holen wollen. „Ich werde euch schon einheizen!“ Da startet er die Brenner, sie fauchen los wie eine Wildkatze.

Ballonfahren auf Mallorca

Flammen züngeln in die Höhe

Warm wird’s, ich quetsche mich so gut es geht gegen die Korb-Innenwand, weg von den Flammen, die knapp über mir  in die Höhe züngeln. Es sind über 40 Grad. Was natürlich nichts ist gegen die bis zu 100 Grad, die im Inneren der Ballonhülle herrschen!

Und dann passiert’s. Ganz sacht hebt der Ballon ab, einen Zentimeter, dann zwei, zehn, 20 … Fasziniert beobachte ich, wie dieser Koloss – insgesamt rund eine Tonne schwer – den Boden verlässt. So leicht, so besonnen, irgendwie erhaben. Er legt eine Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde hin! Man spürt es kaum. Es ist wie im Traum, wie wir da durch die Lüfte gleiten, dem Himmel entgegen.

Heizen & abwarten, steigen & sinken

Leichter Wind aus Nord. Wir steigen auf 300 Meter, die zulässige Maximalhöhe für solche Gefährte. Carlos lässt die Brenner schweigen. Um sie wenig später wieder losschnauben zu lassen. Immer schön in Intervallen, heizen und abwarten, steigen und sinken, Windrichtung und -geschwindigkeit dabei geschickt nutzen. Aber mit Gefühl! „Stabilität ist wichtig, sonst wird zu viel Gas verbraucht, die Hülle zu sehr strapaziert“, erklärt Carlos. Eine Kunst, die unser Käpt’n perfekt beherrscht. Er gibt immer dann zischend Gas, wenn wir abzufallen beginnen. Unentwegt beobachtet der Mann Höhenmesser, Sink- und Steigegeschwindigkeit. Und ist die Ruhe selbst. Seit 22 Jahren steuert der Pilot mit staatlicher Lizenz zum Ballonfahren solche Luftikusse, hat 1.500 Stunden zurück- und 2.000 glückliche Landungen hingelegt.

Über Manacor liegt der Morgennebel. Hunde bellen erregt ob dieses Ding, das da über ihren Köpfen hinweg schwebt. Wir erreichen eine Geschwindigkeit von elf Stundenkilometern. So ein Ballon ist kein Jagdflugzeug. Zum Glück. Denn sonst könnte man den Blick auf Petra, Vilafranca, das Kloster Bonany, Randa, die Tramuntana mit dem Puig Major gar nicht genießen! Die Erde wechselt ihre Farbe, ist rot, dann braun, später grau. „Je nach Mineraliengehalt“, erklärt Carlos. Und während seine Worte in mir nachklingen, kommt ein Frieden über mich – und ein Lied vom Major Tom aus den 80ern in den Sinn: „völlig losgelöst von der Erde, schwebt das Raumschiff, völlig schwerelos.“ Genau so fühlt es sich an …

Der Wind bestimmt den Weg

Da greift Carlos zum Funkgerät, nimmt Kontakt zu den Fahrern zweier Begleitfahrzeuge auf, die uns die ganze Zeit verfolgt haben, um uns später samt Equipment wieder aufzusammeln. Wo ganz genau man landen wird, weiß im Vorhinein niemand, der Wind bestimmt den Weg. Nach etwas über einer Stunde befinden wir uns über Felanitx, 13 Kilometer vom Startpunkt entfernt. Carlos inspiziert das Terrain.

„Bei der Landung müsst ihr schön weich in den Knien sein, um den Aufprall mit den Beinen abzufedern, und nehmt die Hände in den Korb“, sagt Carlos eindringlich. Er hat ein Feld für unseren Niedergang ins Visier genommen. 30 Meter, 20 Meter, der Boden rückt näher und näher. Gelandet!

Getauft wird mit Sekt

Bitte aussteigen! Es ist Zeit für die Ballonfahrer-Taufe. „Ich, der Pilot Carlos, taufe euch im Namen aller Heißluftballon-Piloten“, sagt er feierlich und gießt – schwupps – jedem ein bisschen Sekt über den Kopf. Am Ende gibt’s noch ein Zertifikat. „Frau Kirsten Lehmkuhl hat mit voller Zufriedenheit ihre erste Reise im Heißluftballon überstanden“, steht da. Überstanden ist gut. Aber überstanden ist zu wenig. Denn so eine Fahrt muss man im Leben einfach mal gemacht haben …

So funktioniert’s

Heißluftballone zählen zu den ältesten Luftfahrzeugen überhaupt. Als erste ließen die Franzosen Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier im Sommer 1783 einen Ballon in die Höhe steigen, nördlich von Lyon. Das ist der Grund, warum diese Ballone auch Montgolfièren genannt werden. Die Hülle damals bestand aus Papier. Die beiden Brüder besaßen eine Papierfabrik. Bevor sie allerdings Menschen in die Lüfte steigen ließen, verfrachteten sie der Legende nach zunächst einmal einen Hahn, eine Ente und einen Hammel in den Korb. Der erste bemannte Korbfahrt fand im November desselben Jahres statt. Heute gibt es weltweit Wettbewerbe und Meisterschaften der Ballonfahrer – wie eben jetzt auf Mallorca.

Weitere Informationen:

Auf Mallorca bietet Mallorca Balloons Heißluftballon-Fahrten für Jedermann an, natürlich auch außerhalb der Europameisterschaft. Tel.: +34 971–59 69 69, www.mallorcaballoons.com, info@mallorcaballoons.com

Fotos: Mallorca Balloons