Von Thomas Abholte
Im zweiten Teil unserer Miniserie darum, wie jeder ganz mühelos zum Lebensretter werden kann, bringt Ihnen Journalist Thomas Abholte, selbst Blutspender, Organspender und registriert in der weltweiten Knochenmarkspender-Datei, die Stammzellenspende näher.
Blutkrebs gehört zu den am schwierigsten zu bekämpfenden Krebsarten. Denn hier kann kein Skalpell, keine Operation helfen. Es handelt sich um eine Produktions-Störung im Knochenmark, die in den meisten Fällen nur durch eine Spende gesunder Stammzellen behoben werden kann. Findet sich kein Spender, ist dies oft das Todes-Urteil für den Erkrankten Mensch.
Zuerst möchten wir mit einem Missverständnis aufräumen: Im Kampf gegen den Blutkrebs wird im Allgemeinen über die Knochenmarkspende gesprochen. Richtiger ist aber der Begriff Stammzellenspende. Denn diese sind es, die gebraucht werden. Stammzellen befinden sich vor allem im Knochenmark, können aber auch aus dem Blut des Spenders gewonnen werden.
Damit der Körper des Patienten die so wichtigen Stammzellen annimmt, ist eine sehr genaue Übereinstimmung mit dem Spender nötig. Das Immunsystem unterscheidet Fremd- und Eigengewebe anhand von Gewebemerkmalen. Je genauer die Übereinstimmung desto wahrscheinlicher werden die Zellen als „eigene“ erkannt und nicht bekämpft. Bei über 36.000 bekannten Gewebemerkmalen gibt es Millionen Kombinationen und entsprechend viele Ablehnungs-Auslöser. Genau deshalb ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich sich zur Spende bereit erklären. Man spricht hier auch von der Suche nach dem „genetischen Zwilling“.
Zwischen 17 und 55 Jahren können Sie sich registrieren. Spenden ist ab dem 18. Geburtstag und bis einschließlich 60 Jahre möglich.
Einfach ausgedrückt ist das Knochenmark für die Blutproduktion zuständig, das Blut entwickelt sich aus den dort befindlichen Stammzellen. Funktionieren diese nicht korrekt, entstehen defekte Blutzellen, die sich vermehren und die gesunden Blutzellen verdrängen. Das Blut setzt sich aus roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen zusammen. Sie erfüllen gemeinsam die lebenswichtige Versorgung des Körpers, unter anderem betrifft das den Nährstoff- und Sauerstofftransport, die Infektionsbekämpfung sowie die Gerinnung.
Weltweit wird laut der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) alle 27 Sekunden die Diagnose Blutkrebs gestellt. Jedes Jahr erkranken in Deutschland zwischen circa 11.400 und 13.700 Menschen an Blutkrebs. Dem Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg zufolge sind etwa 600 von ihnen Kinder und Jugendliche, besonders oft Babys und Kleinkinder zwischen 1 und 5 Jahren.
Es gibt die Varianten der Stammzellenspende über das Blut oder die Knochenmarkentnahme. Rund 90 Prozent der Stammzellenspenden erfolgen über das Blut. Da Stammzellen aber nur in geringer Menge im Blut vorkommen, ist für die erste Option eine Steigerung der Stammzellen im Blut nötig. Dazu dient der Wachstumsfaktor G-CSF, den der Körper bei Infektionen auch selbst produziert. Dieser wird dem Spender in der Regel fünf Tage lang gespritzt, dabei können grippeähnliche Symptome auftreten. Die anschließende Gewinnung der Stammzellen ähnelt einer Blutspende.
Die Knochenmarkspende wird nur noch selten angewandt. Sie erfordert einen Eingriff unter Vollnarkose. Dabei wird mit einer Punktionsnadel an verschiedenen Stellen des Beckenkamms Knochenmark entnommen. Zwei kleine Einschnitte in der Haut genügen meist als Zugang, das Knochenmark regeneriert sich innerhalb weniger Wochen vollständig, der punktierte Beckenknochen heilt im Allgemeinen innerhalb von sechs Wochen aus.
Für die Blutentnahme-Variation sollten zwei Tage eingerechnet werden, bei der Punktierung rund fünf Tage. Alle Kosten, inklusive eines möglichen Verdienstausfalls oder einer Lohnfortzahlung, werden übernommen.
Die Registrierung in der weltweiten Stammzellenspenderdatei ist denkbar einfach. In Deutschland bietet die DKMS den Service an. Online können Sie die Anmeldung starten. Anhand weniger Fragen wird festgestellt, ob Sie als Spender in Frage kommen. Anschließend erhalten Sie einen Brief mit den Unterlagen sowie zwei Test-Stäbchen. An den Innenseiten der Wangen werden Proben abgestreift, anschließend schicken Sie diese im beiliegenden Frei-Umschlag zurück an die DKMS. Dort werden die Proben ausgewertet und pseudonymisiert in die Datei gestellt. Ab dann sind Sie als Spender gelistet und bekommen Ihre persönliche Spenderkarte sowie den Zugang zu Ihrem DKMS-Onlineprofil. Direkt zur Seite der DKMS kommen Sie, wenn Sie hier klicken.
Zum ersten Teil der Miniserie um müheloses Lebenretten von Thomas Abholte, der Organspende, kommen Sie direkt, wenn Sie hier klicken.
Teil drei, die Blutspende, finden Sie hier.